Historie des Hauses

1899-1916 Evangelische Notkapelle

Der evangelische Verein Gustavsburg erwarb mit Kaufvertrag vom 8. August 1899 einen Bauplatz an der Darmstädter Landstraße, um hier eine Kirche zu bauen.  Die Baugenehmigung für die erste Kirche wurde am 28. August 1899 durch das Kreisamt Groß-Gerau erteilt und schon im November 1899 konnte sie ihrer Bestimmung übergeben werden, die Weihe erfolgte am 2. Adventssonntag 1899 (10. Dezember). Die Baukosten beliefen sich auf 7.200 Goldmark. Diese Kirche, die so genannte Notkapelle, war ein schlichter Fachwerkbau mit Türmchen, in dem zwei Glocken hingen.

1916-1945 Von der Kaserne, über die Turnhalle, zu Schule und Wahllokal

17 Jahre lang diente die Notkapelle ihrem eigentlichen Zweck. Nach dem Bau der heutigen evangelischen Kirche im Jahre 1916 wurde die Notkapelle zunächst als Kaserne für französische Besatzungssoldaten und 1921 bis zum zweiten Weltkrieg als Turnhalle genutzt.

Unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg musste hier Unterricht gehalten werden, da die heutige Georg-August-Zinn-Schule für ein Jahr von amerikanischen Soldaten belegt war. Hier in der Kapelle fanden die ersten Wahlen der Gemeindevertretung 1946 statt. Um diese Zeit herum wurde das Türmchen entfernt und die straßenseitige Fassade umgestaltet.

Start der „Burg-Lichtspiele“ 1947

Kurt Palm, ein gebürtiger Gustavsburger konnte nach dem zweiten Weltkrieg von dem MAN-Werk die ehemalige Notkapelle mieten, um dort ein Lichtspielhaus einzurichten. Am 26. März 1947 erhielt Kurt Palm durch die amerikanischen Besatzungsbehörden die Genehmigung, hier das Kino „Burg-Lichtspiele“ zu betreiben. Es war die erste Genehmigungsurkunde zur Eröffnung eines neuen Lichtspielhauses nach 1945.

Kurt Palm holte von den Trümmergrundstücken in Mainz Mauersteine und schleppte sie in Rucksäcken und Taschen über die Behelfseisenbahnbrücke nach Gustavsburg. Den feuerfesten Vorführraum hat er selbst gemauert und darin zwei alte Kinomaschinen, die er in der französischen Besatzungszone aufgestöbert hatte, aufgebaut.

Am 3. April 1947, Gründonnerstag, war es endlich soweit, dass die Burg-Lichtspiele ihre Pforten öffnen konnten. Das Kino verfügte über 280 Sitzplätze, der Eintrittspreis betrug 0,60 Reichsmark und gespielt wurde wochentags um 20.30 Uhr sowie sonntags um 15.00 Uhr, 17.00 Uhr, 19.00 Uhr und 21.00 Uhr. 

Die Spielfilme wurden von der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung zugeteilt. Zunächst gab es nur amerikanische Filme mit deutschen Untertiteln zu sehen. Ab 1948 wurden auch deutsche oder österreichische Filme ohne politische Tendenz zur Vorführung zugeteilt. 1952 baute Kurt Palm die Gaststätte Burgklause neben das Kino.

Kurt Palm, der Filmpionier

Dies war der Beginn der Laufbahn von Kurt Palm als Unternehmer in der Filmbranche. Zeitweilig besaß er 22 Lichtspielhäuser, gründete ein eigenes Filmkopierwerk und fing selbst an, Filme zu produzieren. 1971 war er der erfolgreichste deutsche Filmproduzent. 

Kurt Palm war auch der Erfinder der -Report-Filme. Viele seiner Filme laufen in der gesamten Welt, in Kino und Fernsehen. Ein zweiteiliger Dokumentarfilm über den Zweiten Weltkrieg läuft seit nunmehr acht Jahren jede Woche im amerikanischen Fernsehen und ist nach dem „Blauen Engel“ mit Marlene Dietrich der erfolgreichste deutsche Film in Amerika. Erfolgreiche Filmstars wie Dunja Rajter, Sybill Danning und Ruth Gassmann wurden von Kurt Palm für den Film entdeckt.

Kommunales Kino Mainspitze seit 1986

1986 erwarb die Gemeinde Ginsheim-Gustavsburg das Lichtspielhaus von den MAN Werken zunächst in Pacht, um ein kommunales Kino zu betreiben. Träger des Kinos waren die Volkshochschule Mainspitze und die Jugendpflege Ginsheim-Gustavsburg. 99 Plätze bot das Kino. Dienstag war Spieltag. Die Eintrittspreise lagen bei 4 DM (Senioren 2 DM). Die Siggi-Nachtmann-Band spielte zur Eröffnung des kommunalen Kinos Mainspitze heißen Dixiland.

Die Achterbahn seit den 1990er Jahren

Seit mehr als 20 Jahren gibt es die Veranstaltungsreihe „Achterbahn, die Kleinkunstwundertüte“. Sechs bis sieben Künstler(gruppen) aus den Bereichen Zauberei, Comedy, Musik, Jonglage, Akrobatik, Lesung, Tanz oder anderen Genres gestalten ein Programm. Die Veranstaltung trägt den Charakter einer offenen Bühne. Jeder darf auftreten! Damit ein solcher Kleinkunstabend nicht aus dem Ruder läuft sorgt ein professionelles Rahmenprogramm für Struktur, unterstützt Weltstars von morgen und lenkt Irrungen und Wirrungen des Showbiz in richtige Bahnen.

Sanierung

Wiedereröffnung am 31. März 2011